Fragestellung: Die weltweite Verbreitung der Parkinson-Erkrankung, die dadurch verursachten Todesfälle und DALYs (disability adjusted life years, Messgröße für durch frühen Tod verlorene Lebensjahre und gelebte Jahre mit krankheitsbedingten Einschränkungen) ist bislang unbekannt oder kontrovers.

Hintergrund: Das Institute for Health Metrics and Evaluation, University of Washington, Seattle, WA, USA, hat eine international anerkannte Datenbasis über (fast) alle Erkrankungen aller Fachgebiete aufgebaut und mit einer einheitlichen Methodik bearbeitet. Sie erlaubt nun auch erstmals eine reliable Aussage über die Parkinson-Krankheit weltweit.

Patienten und Methodik: Die methodischen Standards der GBD-Studien, von denen es mittlerweile zahlreiche in der Literatur gibt, wurden angewendet.

Ergebnisse: Im Jahre 2016 waren 6,1 Millionen Menschen an Parkinson erkrankt (95 %- Konfidenzintervall [KI] 5,0–7,7 Millionen) im Vergleich zu 2,5 Millionen (95 %-KI 2,0–3,0) im Jahre 1990. Dieser Anstieg ist nicht allein durch die Veränderung der Altersstruktur erklärt. 2016 verursachte die Krankheit weltweit 211.296 Todesfälle und 3,2 Millionen DALYs (95 %-KI 2,6–4,0 Millionen). Die Relation von erkrankten Männern zu Frauen hat sich zwischen 1990 und 2016 nicht geändert. Die Zunahme der Messparameter war für alle Regionen der Erde ähnlich. Bei dieser Erkrankung nahmen die altersbezogenen Messparameter (DALYs, Todesfälle, Prävalenz) gleichermaßen über alle sozioökonomischen Schichten zu. Für Deutschland lag 2016 die Prävalenz bei 162.246 (95 %-KI 126.397–203.964), was einer Steigerung von 14,5 % seit 1990 entspricht. Die Todesfälle lagen bei 7.306 (95 %-KI 5.402–9.675), und die Dalys bei 96.664 (95 %-KI 73.054–127.109).

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Weltweite Prävalenz der Parkinson-Krankheit nach Alter und Geschlecht.

GDB 2016 Parkinson’s Disease Collaborators. Lancet Neurol 2018;17:939-53

Schlussfolgerungen: Weltweit haben sich über die vergangene Generation hinweg die Patientenzahlen und die damit verbundenen DALYs und Todesfälle verdoppelt.

Kommentar von Günther Deuschl, Kiel

Die neurologische Erkrankung mit der schnellsten Zunahme

Diese Studie hat zwei wichtige Aussagen: Erstens ist die Zahl der Parkinson-Patienten in Deutschland tatsächlich niedriger als dies die zahlreichen kleineren, lokalen, epidemiologischen Studien nahelegten. Die letzten Zahlen lagen bei 200.000 bis 400.00. Leider bedeutet das aber keine Entwarnung, die immer beschworene Zunahme der Patienten mit dieser Erkrankung bleibt real und hoch. Die zweite wichtige Mitteilung besteht darin, dass die Zahl der Patienten mit Parkinson stärker ansteigt als die der Alzheimer-Patienten, und unter den neurologischen Erkrankungen schließlich auch am schnellsten. Dazu tragen neben der wachsenden Lebenserwartung bei gleichbleibendem Erkrankungsalter auch die längere Lebensdauer der Kranken und vielleicht auch Umweltfaktoren bei. Wenngleich die Gründe nicht bis ins Detail geklärt sind, wird dies auch in den kommenden Jahren zu einer weiteren Zunahme der Krankheitslast führen.